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Ist die Ökologiebewegung out – Mülltrennung von gestern?

Quelle: Katholische Arbeitnehmerbewegung e.V.
09.11.2015

Freising

Wirtschaft im Wandel – EU-Kommission auf dem richtigen Kurs

Taufkirchen

Zukunft gestalten, ist die Botschaft der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung (KAB), die sich unter dem Motto „gut Wirtschaften!“ viel vorgenommen hat. Vorsitzender Josef Aigner eröffnete die Kreiskonferenz im Pfarrheim Taufkirchen mit den Worten, dass „die enormen Herausforderungen von heute und morgen nur mit einem kulturellen und gesellschaftlichen Wandel gelöst werden können. Kern dieses umfassenden Wandels ist ein anderes Menschenbild, bei dem wir uns als Nützlinge auf der Erde sehen. Die KAB will die Wirtschaft verändern! Das mag vielleicht naiv oder utopisch klingen, aber wir werden zeigen wie das gehen kann“, gab sich Aigner sicher. Und er hatte eine echte Expertin für die Zukunftsgestaltung gewinnen können. Dr. Sonja Eser lehrt an der Uni Salzburg über die perfekte Kreislaufwirtschaft, die keinen Müll mehr produziert.

Eser ist sich sicher, dass sich die derzeitigen Produktionsmethoden in naher Zukunft gravierend verändern werden – ja müssen. Verbrauchsgüter müssen vollständig biologisch abbaubar werden und Gebrauchsgüter sich endlos weiterverwenden lassen. „Warum sollte eine Waschmaschine aus 260 Plastikarten bestehen, wenn fünf bis sieben Sorten für ihre Herstellung ausreichen? Noch dazu, wenn sie keine giftigen Gase absondern? Die für ein Produkt verwendeten Stoffe müssen an seinem Lebensende nicht zwingend auf dem Müll landen. Alle Bauteile sollen sich entweder als Verbrauchsgüter in biologische Kreisläufe überführen oder in technischen Kreisläufen wiederverwerten lassen“, findet die Biologin.

In der Vergangenheit wurde viel unternommen die Umwelt zu schützen. Oftmals setzten die politisch Verantwortlichen zu sehr auf fragwürdigen Öko-Aktivismus. Welche Schäden das anrichtet, zeige das Beispiel der Biosprit-Förderung besonders deutlich. Ein Hektar Regenwald speichere etwa 300 Tonnen Kohlenstoff, ein Hektar Palmölplantage weniger als 40 Tonnen. Der Wald nütze dem Klima weitaus mehr. Europa sei durch die Biosprit-Förderung zum größten Importeur für Speiseöle geworden.

Eser gab nicht den anklagenden Moralapostel, der Vermeidung und Verzicht predigt. Vielmehr geht es ihr um Lebensbejahung und um intelligente Verschwendung. „Die Natur produziert unablässig Überfluss, ohne dass es uns schadet. Sie kennt weder Abfall noch Verzicht oder Einschränkungen, sondern bedient sich einfach der richtigen Materialien zum richtigen Zeitpunkt und am richtigen Ort. Eine vorausschauend handelnde Industriegesellschaft sollte es ihr nachtun.“

Dafür müsse die gesamte Wertschöpfungskette in die Recyclingphilosophie einbezogen werden – von der Rohstoffgewinnung bis zur Entsorgung des Produkts, die zugleich immer ein Neubeginn für eine neue Wertschöpfung sein soll. So entstehen kreislauffähige Produkte und Prozesse, die nicht nur wirtschaftlichen Erfolg bringen und der Umwelt gut tun, sondern auch für die Menschen gesund sind. „Wenn wir von Anfang an ausschließlich ungiftige und auf die eine oder andere Art wieder einsetzbare Substanzen verwenden, praktizieren wir ökologische Effektivität und können dennoch ebenso verschwenderisch sein wie die Natur selbst“, gab sich die Referentin überzeugt. Gelinge dieser Sprung in eine neue Industriegesellschaft, wird es kein Problem mehr sein, eine wachsende Weltbevölkerung zu versorgen und zugleich unseren Lebensstandard zu erhalten.

Eser ist keine Utopistin, denn schon heute werden solche Produkte genau aus diesen Überlegungen designt. Kleider, Turnschuhe, Staubsaugerbeutel, Kosmetikprodukte oder Waschmittel die zu biologisch abbaubaren Nährstoffen zersetzt werden, funktionieren bereits nach diesem Prinzip und sind schon erfolgreich am Markt eingeführt.

Als „sehr erfreulich“ bezeichnete KAB-Diözesansekretär Rainer Forster die Weichenstellung auf EU-Ebene. Noch in diesem Jahr soll über eine Richtlinie zur Kreislaufwirtschaft abgestimmt werden, die die Grenzen des Planeten respektiert und die Besteuerung von Arbeit in Richtung Umweltauswirkung verlagert.

Neben der Erforschung und Entwicklung solcher Produkte können die Ortsgruppen der KAB ein besonders wichtiger Pfeiler bei der Verbreitung von „gutem Wirtschaften“ sein. „Jeder Mensch in unserer Gesellschaft kann mit seinen Fähigkeiten dazu beitragen, das Leben auf der Erde zu verbessern. Darüber hinaus wollen wir Akteure aus Wirtschaft, Politik und Gesellschaft miteinander ins Gespräch bringen, mit dem Ziel, breite Koalitionen des Wandels zu initiieren“, gab Josef Aigner die Marschroute der KAB vor.

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