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Die Frage sei allein, ob wir die Energiewende im Landkreis Freising aus eigener Kraft schaffen oder ob wir uns in wenigen Jahren mit staatlichen Vorgaben und Zwangsmaßnahmen zur Reduzierung der Emissionslast konfrontiert sehen werden.
Deshalb hat das Landratsamt Freising eine Klimakonferenz organisiert, die am Freitag und Samstag (20./21. Mai 2022) in den Räumen der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf (HSWT) stattfand.
„Nicht handeln ist keine Alternative“, sagte Landrat Petz. Er erinnerte daran, dass der Kreistag des Landkreises Freising bereits im Jahr 2007 beschlossen hatte, bis zum Jahr 2035 den Landkreis komplett aus erneuerbaren Energien zu versorgen. Inzwischen sei die Hälfte der Zeit verstrichen und es ist auch schon einiges passiert im Landkreis. Aber es muss schneller vorangehen.
Dass dringender Handlungsbedarf besteht, das konnten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer im Hörsaal den eindrücklichen Worten entnehmen, die sie von den Experten zu hören bekamen. „Wir laufen sehenden Auges in eine Klimakatastrophe“, sagte Dr. Eric Veulliet, Präsident der HSWT und damit Hausherr. Auch unser Landkreis werde betroffen sein. „Und wir werden Dinge erleben, die es hier noch nie gegeben hat.“ Die Situation sei ernst und daher werde es langsam Zeit aufzuwachen. „Machen Sie was“, so der eindringliche Appell Veulliets.
„Menschengemachter Klimawandel“
Mit Prof. Dr. Stefan Rahmstorf sprach einer der renommiertesten Klimaforscher Deutschlands und weltweit ein Impulsreferat. „Ich konnte leider keinen Optimismus verbreiten“, sagte der Professor der Physik der Ozeane von der Universität Potsdam am Ende seines Vortrags. Denn was die Wissenschaft seit längerer Zeit für den Fall, dass Politik und Gesellschaft in punkto Klimaschutz nicht gravierend umdenken, voraussagt, verheißt nichts Gutes. Extreme Hitze, extreme Niederschlagsereignisse, die Flutkatastrophen verursachen, Dürren, die Brände auslösen, nehmen unvermindert zu.
„Die nächste Eiszeit wäre von Natur aus in etwa 50.000 Jahren. Wenn wir weiter so viele Treibhausgase emittieren wie jetzt, dann fällt diese Eiszeit aus.“ Schuld sind wir laut Prof. Rahmstorf eindeutig selbst. „Die moderne Erwärmung ist komplett menschengemacht“, zitierte er aus dem Bericht des Weltklimarates (IPCC) 2022. Nun gelte es, eine „Vollbremsung hinzulegen“, um das Ziel einer durchschnittlichen Erderwärmung von nicht mehr als 1,5 Grad Celsius im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter nicht zu verfehlen. Dafür müssten die weltweiten Emissionen bis zum Jahr 2030 halbiert werden.
Während der Klimakonferenz sollte erarbeitet werden, was wir tun können, um den Klimawandel zu bremsen. Besonderes Augenmerk der Veranstaltung lag bei den Gemeinden. „Die Energiewende liegt nicht nur, aber auch und vor allen Dingen in gemeindlicher Hand“, sagte Landrat Petz. Daher seien gemeindliche Vertreter „die Zielgruppe“ der Veranstaltung. Im Vergleich zu Bund und Ländern hätten die Gemeinden vor Ort wichtige Steuerungsinstrumente und Handlungsoptionen in der Hand. „Legen wir also los!“ Prof. Dr. Stephan Mitschang, Ordinarius für Stadt- und Raumplanung an der TU Berlin, Direktor des Instituts für Städtebau Berlin und einer der Koryphäen des Städtebaurechts in Deutschland, sprach in seinem Vortrag über „planerische Darstellungs- Festsetzungsmöglichkeiten zu Klimaschutz und Klimaanpassung.“
Flächennutzungs- und Bebauungspläne könnten so gestaltet werden, dass sie dem Klima Rechnung tragen. Über die verfassungsrechtlichen Rahmenbedingungen der kommunalen Handlungsmöglichkeiten hatte zuvor Lena Kohlrausch, Doktorandin an der Universität Leipzig zu eben diesem Thema, berichtet.
Themen und Maßnahmen
Der zweite Tag der Klimakonferenz war den „Themenwerkstätten“ gewidmet. Was gibt es im Landkreis? Wo wollen wir hin? Welche Hindernisse sind vorhanden? Wie kommen wir zu unserem Ziel? Anhand dieser vier Fragen standen in insgesamt 21 “Werkstattbereichen“ die für die kommunale Handlungsebene wichtigsten Themen in den Bereichen Energieerzeugung, Energieeinsatz und Energieeinsparung zur Diskussion der kommunalen Akteure. Daraus ergaben sich für die Umsetzung der Energiewende im Landkreis Freising wichtige Erkenntnisse.
So war man sich einig, dass die Gemeinden bei der Errichtung von PV-Anlagen eine Vorbildfunktion übernehmen sollen. Ein Prozent der Landkreisfläche soll für Freiflächenanlagen zur Verfügung stehen, es sollen möglichst finanzielle Anreize für Bürgerinnen und Bürger geschaffen werden, damit man die Fläche der PV-Anlagen auf Dächern verdreifachen kann.
Gemeinsam wollen die Kommunen dafür sorgen, dass etwa 30 neue Windräder im Landkreis gebaut werden. Dafür gilt es, die richtigen Standorte zu finden. Zusammenarbeiten und Fördermöglichkeiten kreieren wollen die Gemeinden auch beim weiteren Ausbau der Solarthermie. Als essenziell angesehen wurde ferner, den ÖPNV durch verschiedene Maßnahmen noch attraktiver zu gestalten, um die Verkehrswende zu erreichen. Auch die Themen CO2-Bindung in unseren Mooren und in Wald und Forst sowie alternative, nachhaltige Bauweisen wurden diskutiert.
Bürger einbeziehen
Ganz wichtig in sehr vielen Bereichen: die Bürgerinnen und Bürger intensiv einzubeziehen; nicht nur durch finanzielle Anreize zu eigenen Investitionen, sondern auch durch Beratung und Teilhabe. „Wir müssen die Menschen mitnehmen“, sagte Landrat Petz. „Das gelingt am besten, wenn die Menschen im Landkreis über ihre Handlungsmöglichkeiten informiert sind und von der Energiewende auch persönliche Vorteile haben.“ Deshalb werde es eine weitere Klimakonferenz geben, die sich dann speziell an die Menschen im Landkreis richtet.
Wie geht es nun weiter? Die Klimakonferenz war der Startschuss einer „Klimadekade“, in der sich entscheiden wird, ob wir die Energiewende im Landkreis Freising aus eigener Kraft schaffen. Zum Auftakt dieser Klimadekade baten die beiden Energiebeauftragten des Landkreises Freising, Moritz Strey und Ivan Mikan, die Anwesenden, sich zu Arbeitsgruppen zu den Themen Mobilität, Versorgungsinfrastruktur, CO2-Senken, Energieeinsatz, Energieerzeugung, Rechtsrahmen sowie Kommunikation, Öffentlichkeitsarbeit & Vernetzung anzumelden. Einige Anmeldungen sind bereits eingegangen.
„Nicht handeln ist keine Alternative“: Erste Klimakonferenz des Landkreises wendet sich speziell an die Gemeinden
Quelle: Landratsamt Freising
27.05.2022
Landkreis Freising
„Wir wollen, wir können, wir müssen und wir werden die Energiewende schaffen.“
„Wir wollen, wir können, wir müssen und wir werden die Energiewende schaffen.“ Landrat Helmut Petz ist überzeugt davon, dass zwangsläufig umgesteuert werden wird, um dem Klimawandel entgegen zu treten.Die Frage sei allein, ob wir die Energiewende im Landkreis Freising aus eigener Kraft schaffen oder ob wir uns in wenigen Jahren mit staatlichen Vorgaben und Zwangsmaßnahmen zur Reduzierung der Emissionslast konfrontiert sehen werden.
Deshalb hat das Landratsamt Freising eine Klimakonferenz organisiert, die am Freitag und Samstag (20./21. Mai 2022) in den Räumen der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf (HSWT) stattfand.
„Nicht handeln ist keine Alternative“, sagte Landrat Petz. Er erinnerte daran, dass der Kreistag des Landkreises Freising bereits im Jahr 2007 beschlossen hatte, bis zum Jahr 2035 den Landkreis komplett aus erneuerbaren Energien zu versorgen. Inzwischen sei die Hälfte der Zeit verstrichen und es ist auch schon einiges passiert im Landkreis. Aber es muss schneller vorangehen.
Dass dringender Handlungsbedarf besteht, das konnten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer im Hörsaal den eindrücklichen Worten entnehmen, die sie von den Experten zu hören bekamen. „Wir laufen sehenden Auges in eine Klimakatastrophe“, sagte Dr. Eric Veulliet, Präsident der HSWT und damit Hausherr. Auch unser Landkreis werde betroffen sein. „Und wir werden Dinge erleben, die es hier noch nie gegeben hat.“ Die Situation sei ernst und daher werde es langsam Zeit aufzuwachen. „Machen Sie was“, so der eindringliche Appell Veulliets.
„Menschengemachter Klimawandel“
Mit Prof. Dr. Stefan Rahmstorf sprach einer der renommiertesten Klimaforscher Deutschlands und weltweit ein Impulsreferat. „Ich konnte leider keinen Optimismus verbreiten“, sagte der Professor der Physik der Ozeane von der Universität Potsdam am Ende seines Vortrags. Denn was die Wissenschaft seit längerer Zeit für den Fall, dass Politik und Gesellschaft in punkto Klimaschutz nicht gravierend umdenken, voraussagt, verheißt nichts Gutes. Extreme Hitze, extreme Niederschlagsereignisse, die Flutkatastrophen verursachen, Dürren, die Brände auslösen, nehmen unvermindert zu.
„Die nächste Eiszeit wäre von Natur aus in etwa 50.000 Jahren. Wenn wir weiter so viele Treibhausgase emittieren wie jetzt, dann fällt diese Eiszeit aus.“ Schuld sind wir laut Prof. Rahmstorf eindeutig selbst. „Die moderne Erwärmung ist komplett menschengemacht“, zitierte er aus dem Bericht des Weltklimarates (IPCC) 2022. Nun gelte es, eine „Vollbremsung hinzulegen“, um das Ziel einer durchschnittlichen Erderwärmung von nicht mehr als 1,5 Grad Celsius im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter nicht zu verfehlen. Dafür müssten die weltweiten Emissionen bis zum Jahr 2030 halbiert werden.
Während der Klimakonferenz sollte erarbeitet werden, was wir tun können, um den Klimawandel zu bremsen. Besonderes Augenmerk der Veranstaltung lag bei den Gemeinden. „Die Energiewende liegt nicht nur, aber auch und vor allen Dingen in gemeindlicher Hand“, sagte Landrat Petz. Daher seien gemeindliche Vertreter „die Zielgruppe“ der Veranstaltung. Im Vergleich zu Bund und Ländern hätten die Gemeinden vor Ort wichtige Steuerungsinstrumente und Handlungsoptionen in der Hand. „Legen wir also los!“ Prof. Dr. Stephan Mitschang, Ordinarius für Stadt- und Raumplanung an der TU Berlin, Direktor des Instituts für Städtebau Berlin und einer der Koryphäen des Städtebaurechts in Deutschland, sprach in seinem Vortrag über „planerische Darstellungs- Festsetzungsmöglichkeiten zu Klimaschutz und Klimaanpassung.“
Flächennutzungs- und Bebauungspläne könnten so gestaltet werden, dass sie dem Klima Rechnung tragen. Über die verfassungsrechtlichen Rahmenbedingungen der kommunalen Handlungsmöglichkeiten hatte zuvor Lena Kohlrausch, Doktorandin an der Universität Leipzig zu eben diesem Thema, berichtet.
Themen und Maßnahmen
Der zweite Tag der Klimakonferenz war den „Themenwerkstätten“ gewidmet. Was gibt es im Landkreis? Wo wollen wir hin? Welche Hindernisse sind vorhanden? Wie kommen wir zu unserem Ziel? Anhand dieser vier Fragen standen in insgesamt 21 “Werkstattbereichen“ die für die kommunale Handlungsebene wichtigsten Themen in den Bereichen Energieerzeugung, Energieeinsatz und Energieeinsparung zur Diskussion der kommunalen Akteure. Daraus ergaben sich für die Umsetzung der Energiewende im Landkreis Freising wichtige Erkenntnisse.
So war man sich einig, dass die Gemeinden bei der Errichtung von PV-Anlagen eine Vorbildfunktion übernehmen sollen. Ein Prozent der Landkreisfläche soll für Freiflächenanlagen zur Verfügung stehen, es sollen möglichst finanzielle Anreize für Bürgerinnen und Bürger geschaffen werden, damit man die Fläche der PV-Anlagen auf Dächern verdreifachen kann.
Gemeinsam wollen die Kommunen dafür sorgen, dass etwa 30 neue Windräder im Landkreis gebaut werden. Dafür gilt es, die richtigen Standorte zu finden. Zusammenarbeiten und Fördermöglichkeiten kreieren wollen die Gemeinden auch beim weiteren Ausbau der Solarthermie. Als essenziell angesehen wurde ferner, den ÖPNV durch verschiedene Maßnahmen noch attraktiver zu gestalten, um die Verkehrswende zu erreichen. Auch die Themen CO2-Bindung in unseren Mooren und in Wald und Forst sowie alternative, nachhaltige Bauweisen wurden diskutiert.
Bürger einbeziehen
Ganz wichtig in sehr vielen Bereichen: die Bürgerinnen und Bürger intensiv einzubeziehen; nicht nur durch finanzielle Anreize zu eigenen Investitionen, sondern auch durch Beratung und Teilhabe. „Wir müssen die Menschen mitnehmen“, sagte Landrat Petz. „Das gelingt am besten, wenn die Menschen im Landkreis über ihre Handlungsmöglichkeiten informiert sind und von der Energiewende auch persönliche Vorteile haben.“ Deshalb werde es eine weitere Klimakonferenz geben, die sich dann speziell an die Menschen im Landkreis richtet.
Wie geht es nun weiter? Die Klimakonferenz war der Startschuss einer „Klimadekade“, in der sich entscheiden wird, ob wir die Energiewende im Landkreis Freising aus eigener Kraft schaffen. Zum Auftakt dieser Klimadekade baten die beiden Energiebeauftragten des Landkreises Freising, Moritz Strey und Ivan Mikan, die Anwesenden, sich zu Arbeitsgruppen zu den Themen Mobilität, Versorgungsinfrastruktur, CO2-Senken, Energieeinsatz, Energieerzeugung, Rechtsrahmen sowie Kommunikation, Öffentlichkeitsarbeit & Vernetzung anzumelden. Einige Anmeldungen sind bereits eingegangen.